Mein gestriger Abend verlief dann elaniger als gedacht, weil ich noch einen ungeahnten Energieschub bekam. Daher bekam der Hund noch eine Runde Auslauf und anschließend absolvierte ich eine kleine, aber dafür sehr intensive Runde an den Kraftgeräten meines Sohnes. Da ich ein Ganzkörpertraining bevorzuge, folgten einige Übungen ohne Geräte. Kein Vergleich zu dem wischiwaschi-Sport vom Morgen. Das Lamm hat mir meine Kraft zurückgegeben. Und nebenbei genoss ich eine Aromatherapie durch die im Raum stehende Apfelkiste.
Die kleinen Essensmengen tun mir grundsätzlich gut, weil sie instinktiv sind. Ich finde das wesentlich gesünder, als sich mit geplanten Fastenkuren von Tag x bis zum Tag y zu quälen.

Danach erfüllte mich ein so inniges Gefühl der Freude und tiefen Dankbarkeit, dass ich fast weinen musste vor Glück.

Die Freude setzte sich durch einen Anruf der Tochter durch, die über ihre Arbeit als Tierärztin im öffentlichen Tierschutz erzählte. Ist schon ein Wahnsinn, was wir den Tieren so antun: Da werden trächtige Kühe bis in die Türkei oder gar nach Nordafrika gefahren! Und warum lässt man sie ihre Kälber nicht in Ruhe hier gebären? Weil die Kälber erst ab einem bestimmten Alter transportfähig sind, weil Kühe und Kälber nicht in einem Auto transportiert werden dürfen (wegen des Masseungleichgewichtes) und vor allem, weil die neuen Besitzer vom 1. Tag an die Milch der Mutterkuh haben wollen. Aber hallo – die Milch ist doch für die Kälber da… zumindest sollte sie es sein…

Nun ja, vieles von ihren Erzählungen erinnert mich an meine frühere Tätigkeit im Kinderschutz. Und es ist ja gut zu wissen, dass es eine Kontrollinstanz gibt, die (wenigstens formal) ein Auge auf Tierbetriebe, Züchter und Kleintierhalter hat. Dass sie die Welt nicht ändern können, liegt (leider)auf der Hand.

Ich finde ja ohnehin jede Form von Tierhaltung, wo Tiere gegen ihren Willen eingesperrt werden, bedenklich. Daher durften meine Kinder auch nie irgendwelche Hamster, Mause, Vögel, Fische etc. halten. Selbst der Hund war nur ein Kompromiss, denn auch er wird als Rudeltier in einer Alleinhaltung nie artgerecht leben können und entspricht eher dem Egoismus der Menschen. Am einfachsten stellt sich die Situation für unsere Katze dar; die macht eh, was sie will und ist den ganzen Tag auf Wanderschaft, schläft oder lässt sich beim Nachbarn mit Kochkost vollstopfen, weil sie hier nur Rohes bekommt.

Dann guckte ich mir mit meinem Mann den 1.Teil des Filmes zum gleichnamigen Buch von Ken Follet „Die Säulen der Erde“ an. Eigentlich meide ich Vielschreiber konsequent, aber diese Empfehlung meiner Cousine war für mich goldrichtig. Dieses Buch hat mich im letzten Sommer in den Bann gezogen; ich lebte und litt mit den Hauptfiguren und war besonders angetan von den Schilderungen der damaligen Lebensumstände: z.B. im Sommer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu arbeiten, während man im Winter es erheblich ruhiger angehen ließ und kleinere Handarbeiten im Warmen ausführte. Oder auch, was zur damaligen Ernährung so nebenbei berichtet wurde, dass von der Decke eine Wildschweinkeule hing, man von der Honigwabe naschte, das kam mir doch sehr vertraut vor.
Aber gerade auch die Schilderungen des Kathedralenbaus, der auf 15 Jahre veranschlagt war (und nicht wie heute auf 15 Monate), alles in mühevoller Handarbeit, das war schon sehr beeindruckend zu lesen und hat mir die Augen mehr für die damalige Zeit geöffnet als jeder Geschichtsunterricht.
Und als ich mir vor kurzem die Kirche in Halberstadt ansah, betrachtete ich sie mit ganz anderen Augen; diese Bauwerke gleichen ja einem absoluten Kunstwerk, aber wenn man um die Schwierigkeiten der Entstehung einiges weiß, etwas zum Hintergrund der farbigen Fenster gelesen hat, bekommt das alles eine viel intensivere Bedeutung.

Nichtsdestotrotz war der Film eher eine Enttäuschung, wie eigentlich immer, weil in einem Film niemals so detailgetreu wie im Buch die Abhandlung wiedergegeben werden kann. Die anderen Teile werde ich mir daher nicht ansehen, reine Zeitverschwendung. Und mich störte auch dieses fortlaufende Gemetzel, welches ich im Buch besser tolerieren konnte. Aber Tatsache ist ja wohl auch, dass es damals ein anderes Verhältnis zu Leben und Tod gab.
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Ab ca. 20 Uhr merkte ich, dass der Magen leer ist (und ein Hungergefühl aufkam). Also kommt die Burger’sche Klausel mit ca. 8h Verdauungszeit für Fleisch wohl hin. Nochmal was essen wollte ich aber nicht, mir reichen um diese Uhrzeit (meistens) die Gerüche und die Erinnerungen.

Die Nachtruhe dauerte von 22 Uhr bis 6:30 Uhr. Da ich innerhalb dieser Zeit wieder 3x auf die Toilette musste (obwohl ich seit mittags nichts mehr getrunken hatte), bestätigte sich mein Verdacht einer (wenn auch nicht allzu großen) Überlastung mit dem gestrigen Lammfleisch; ich hatte nämlich im Verlauf des Nachmittags vorübergehend Körpergeruch, trübe Augen und einen erhöhten Puls. Vor dem Einschlafen lag der Puls dann bei 55, nach dem Aufwachen bei 58.

Dafür habe ich mehrere Hypothesen:

1. Irgendwo bei Burger habe ich mal gelesen oder gehört (Quelle finde ich derzeit leider nicht), dass Fleisch nur in der himmlischen Phase verzehrt werden solle.
Und ich hatte gestern eine himmlische Phase vom Feinsten; merkte regelrecht, wie ich vom Himmel zurückkam und meine Umwelt wieder wahrnahm. In dem Moment kam ich allerdings aufgrund des weiterhin sehr guten Geschmacks gar nicht auf die Idee, die Mahlzeit zu beenden und aß bis zum Geschmacksumschlag weiter, der sehr krass war und mich umgehend alles fallen ließ. Burger meinte jedoch dazu, dass, wenn er bei tierischen Produkten regelmäßig bis zum Geschmacksumschlag gegessen habe, Probleme bekommen habe.
Ich werde versuchen, das mal auszutesten.
Fisch und Muscheln sperren wesentlich klarer, was ich als ein Riesenvorteil gegenüber den Landtieren ansehe.
Insekten sind irgendwann auch mal bei mir auf der Tagesordnung… vielleicht teste ich in Thailand einiges.

2. Der Rippenbogen war von einem sehr kleinen Tier und somit erheblich fester/trockener in seiner Konsistenz als bei größeren Fleischstücken. Insofern war evtl. auch der etwas angetrocknete Proteinanteil leicht überlastungswürdig.

3. Meine Verdauung ist momentan nicht auf dem Höhepunkt, insofern würde ich gerne mal durch Kräuter oder Obst entsprechende Enzyme zuführen, leider bis jetzt Fehlanzeige, Aber vielleicht ist diese gegenwärtige Verdauungsschwäche auch Hintergrund von Überlastungssymptomen.

4. Möglicherweise ist das Fleisch nicht in Ordnung, woran ich aber gerade in der jetzigen Jahreszeit am wenigsten denke. Und ich hatte genügend Fleisch vom selben Anbieter, wo ich größere Mengen symptomfrei gegessen habe.Ich werde nun beim nächsten Lammbedarf mit dem fleischigeren Nacken weitermachen und gucken, was passiert. Derzeit scheine ich ja kräuterfressendem Tier eindeutig den Vorrang zu geben.

Mein morgendlicher Keton-Wert lag bei 8 mmol/l, das entsprach der dritten von 4 möglichen Verfärbungsstufen. Wenn ich in diesem Bereich angelangt bin, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Körper sich mal dem Obst zuwenden möchte.

Um 8 Uhr gab es nach einigen Schlucken Biomaris-Salzwasser etwa 200ml Fachinger + Heilerde. Mehr Bedarf war einfach nicht. Kassia sperrte umgehend, auch gut.
Im Verlaufe des Vormittags trank ich dann noch ca 3/4l Fachinger.

Weiter ging es mit Hormon-Yoga, den 5 Tibetern, dem Sonnengruß und einigen Dehnungsübungen. Besondes letztere lösten besondere Freude aus, ähnlich wie eine himmlische Phase beim Essen.

Vormittags testete ich wieder Hagebutten und Schlehen, die erste Hagebutte roch recht nett, aber dann war mein Bedarf allein durch das Riechen anscheinend schon wieder gedeckt. Sowas erlebe ich immer wieder. Burger hat ja auch die Vorzüge der Aromatherapie beschrieben.

Auch bei den Kräutern bestand heute eine gewisse Affinität zum Vit. C, aber nicht anziehnd genug für einen vormittäglichen Genuss.

Die eigentliche Auswahl erfolge um 12:30 Uhr. Ich begann wie immer bei den Früchten, hangelte mich über das Gemüse zu den pflanzlichen Proteinen und hatte diesmal vorausschauend von allen verfügbaren tierischen Produkten eine Portion ins Warme gestellt: Sardellen, Muscheln, Krebs, Rind, Innereinen, Schweinbacke, Reh… Und am besten roch der seit 2 Tagen im Warmen liegende Lamm-Nacken. Also ab in die Sonne und los ging‘s. Besonders ein von der Umluft des Kühlschrank schlecht erreichtes Stück war etwas matschig-gammlig und für mich in dem Moment besonders anziehend. Ach, ich liebe den Nacken, weil er so viele Komponenten miteinander verbindet. Aber schon nach 43g lief ich auf eine Bauchsperre. Den letzten Bissen hätte ich wohl schon ausspuchen müssen, aber ich dachte nur: Das darf doch wohl nicht wahr sein – und hoffte auf ein Versehen… war es aber nicht. Kurzzeitige Versuche mit Fleisch, Fett oder Knochen scheiterten umgehend; es schmeckte alles widerlich und ich konnte kein Stück mehr wirklich mit den Zähnen fassen..

Besonders glücklich war ich darüber nicht, weil ich nach 24h Nahrungskarenz deutlichen Appetit verspürte. Aber ich fügte mich meinem Schicksal und wandte mich den Kräutern zu. Und da fand ich nun meine Erfüllung: Mehrere große, scharfe Blätter von der Kapuzinerkresse und einiges an Löwenzahn wurden mit Genuss verzehrt. Gemüse frisch vom Beet wir Grünkohl und Fenchel sperrten sofort. Zudem kam das „Bäuerchen“ und somit war die Mahlzeit ohnehin beendet.

Ich widmete mich weiter Marias Liebschaften in Paulo Coelhos „Elf Minuten“, bis ich wenig später erneut sehr deutliche Hungersignale vernahm. Hm, wäre es nicht besser, nachmittags nochmal Wasser zu trinken und dann abends richtig zu essen? Andererseits sind die Abendmahlzeiten mit Fleisch für mich bisher auch nicht so überzeugend verlaufen, weil ich morgens noch die Verdauung spürte. Also begab ich mich erneut zum Riechen und das Lamm sprang mir regelrecht entgegen. Hm, so schnell haben die Enzyme der Kräuter wieder den Appetit angeregt? Aber letzten Endes gibt sich ein Tier in der Natur solchen Überlegungen wohl auch nicht hin und so tat ich es ihnen gleich und ergab mich dem neuerlichen Genuss. Diesmal war es besonders das Fett, was mich magisch anzog, gefolgt von den besonders reifen Fleischstücken an den beiden Enden des Nackens. Aber sehr bald war nur noch eines himmlisch: sämtliche angetrocknete Fleischpartien ließen sich mühelos abbeißen und zerschmolzen regelrecht im Mund. So ganz geheuer war mir das nicht, weil trockenes Fleisch in der Natur wohl eher die Seltenheit darstellt. Andererseits wurde es früher auch oft abgehangen. Aber da ich bei großem Proteinbedarf selbst im Hochsommer ausschließliche Mahlzeiten mit durchgetrockneter Lammrippe symptomfrei genießen konnte, habe ich mich dem Genuss einfach hingegeben. Die Menge betrug 464g.

Inzwischen sind mehr als 3h seit dem Ende der Mahlzeit vergangen und alles ist in bester Ordnung: keine Pulserhöhung und keinen Durst, die Augen sehr schön klar und weiß, ich habe eine gute Gesichtsfarbe und bin warm, aber schwitze nicht und fühle mich zutiefst glücklich und zufrieden.

Ich war nachmittags mit dem Hund in der Sonne spazieren, ohne neue Rekorde aufzustellen, einfach in Ruhe und Frieden mit mir und der Welt.