Gestern Abend habe ich geweint vor Glück.
Rohkost ist so schön und einfach, wenn man das richtige Produkt zur richtigen Zeit hat. Und diese Sperre hätte ich mir beim Taschenkrebs vor gut einer Woche auch gewünscht, dann wären mir der Durst etc. hinterher erspart geblieben.

In dieser kleinen Portion Hummer schien alles gewesen zu sein, was ich gerade benötigt habe: Eiweiß und Fett, Innereien und Knochen. Einfach perfekt.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass derzeit etwas in mir heilt.

Und noch etwas ist mir nun auch beim Fleisch aufgefallen, was uns ja generell bekannt ist: Wilde Produkte sperren viel besser, sind kräftiger im Geschmack und decken eher den Bedarf, so dass kleinere Mengen erforderlich sind.

Daher wird mein zukünftiges Augenmerk auch eher dem Wildfleisch gelten. Morgen kommen zwar noch einmal Lamm und Galloway-Rind an, aber sobald ich fettes Wildschwein bekomme, ist es damit erst einmal vorbei.

Allerdings finde ich den Gedanken einer Rohköstlerin interessant, möglichst keine zwei Mahlzeiten hintereinander mit demselben Fleisch zu machen. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass es früher ein Tier gab, was erjagt worden ist und das gab es dann bis zum Ende. Aber ein täglicher Wechsel spricht auch für sich, weil man so Gewohnheiten verhindert und mageres Reh z.B. mit fetterem Wildschwein oder Lamm am Folgetag ergänzen kann und andersherum.

So langsam mache ich mir Gedanken, wie ich es anstelle, wenn ich in Thailand auch nur auf Tier stehen sollte. Fisch wird ja kein Problem sein, aber auf Fleischexperimente habe ich bei den dortigen Hygienebedingungen eher keine Lust, mal von der Fütterung der Tiere ganz abgesehen. Dazu werde ich mal mein Schwesterchen befragen, die sollte mir dazu was erzählen können.
Und bezüglich einer eventuellen Fleischeinfuhr habe ich jetzt die Botschaft in Bangkok angemailt, dann weiß ich Bescheid. Ich will ja nicht gleich zur Begrüßung inhaftiert werden.

Aber eigentlich es doch immer so: Man bekommt zur rechten Zeit genau das, was man braucht. Ich war nach dieser leckeren Hirschmahlzeit am Samstag sehr geneigt, am Montag gleich beim Wildhof anzurufen und mir das zweite Leberpäckchen und den gesichteten Hirschrücken für diesen Freitag zurücklegen zu lassen. Aber es ist doch Unfug, immer so gierig zu sein. Und siehe da: Bis heute war eine zweite Mahlzeit mit Leber auch gar nicht notwendig. Ich bin gespannt, was ich diesmal für eine schöne Überraschung vorfinden werde.

Heute nun hat die Rehkeule nicht umsonst den Tag über in der warmen Küche am Haken gehangen. Sie duftete mir schon beim Betreten des Hauses entgegen. Es gab eine sehr zufriedenstellende Portion von genau 460g. Die Sperre war eindeutig: Die Nase tropfte und der Geschmack wurde unangenehm. Ich hatte mir gerade das fleischbeschmierte Gesicht abwaschen, da klingelte es an der Tür…

Danach hatte ich etwa 30 Minuten mit Fresslust zu kämpfen, aber so richtig konnte ich mich nicht aufraffen, den Knochen für das Knochenmark aufzuklopfen und ich hatte auch das Gefühl, dass es einfach genug sei. Wenig später wurde ich kurzzeitig müde, was sich aber schnell legte und einer guten geistigen Leistungsfähigkeit wich.

Als bekennender Udo Jürgens Fan höre ich gerade seine aktuelle CD „Mitten im Leben“ rauf und runter und schmelze dahin. Ich finde ihn einfach meisterhaft. Mit seinen 80 Jahren macht er dem Titel seiner CD alle Ehre; er greift so viele verschiedene Themen des Alltags auf, kommt mir auch irgendwie altersweise vor und ich fand u.a. diese Liedzeile so schön: „Sei 3x am Tag Kolumbus und entdecke…“