Wenn ich mich, so wie heute, den ganzen Vormittag noch selig und zufrieden wie ein frisch gestillter Säugling fühle, dann war die Abendmahlzeit besonders befriedigend.

Diesmal gab es auch keine Blähungen und kein nächtliches Schwitzen.

Es ist schon paradox, da frage ich -zig mal nach Rehrippchen und hätte den Sonderwunsch auch entsprechend bezahlt, aber da führte kein Weg rein und nun habe ich gleich kiloweise Rippen und das zum Spottpreis.

Überhaupt fällt mir auf, dass die besten Dinge nahezu umsonst sind, weil kein Mensch sie will.

Heute mittag zum Beispiel hatte ich die Auswahl zwischen Äpfeln und Bananen sowie frisch im Bioladen erstandenen Ananas und Kiwis. So richtig toll roch aber nichts, da fielen mir noch die vor 2 Wochen gepflückten Schlehen ein. Und diese Früchte waren um so vieles besser, als die ganzen gezüchteten.

Es war ein fantastischer Geschmack, der mich mal an Schokolade und dann wieder an den besten Pflaumenkuchen meiner Kindheit erinnerte.

Ich hatte ein 500g Glas gepflückt und bis auf 6 Stück aß ich alle auf. Danach konnte ich mich für kein weiteres Produkt wirklich begeistern und so entschloss ich mich, den Sonnenschein zu nutzen und bin 40 Minuten Rad gefahren.

Vor den Schlehen hatte ich 1 Bund Schnittlauch gegessen, der aber lascher war, als erhofft, knapp 1 Fenchelknolle und mehrere große und kleine Blätter eines frischen Kohlrabis. Ich bin froh, dass ich derzeit so viel Freude mit dem Gemüse habe.

Was mir nicht gefällt, ist mein unregelmäßiger Schlaf. Gestern Abend habe ich von 19 - 21 Uhr tief und fest geschlafen, war dann wieder sehr wach, habe mir das Handy ins Bett geholt und u.a. im Rohkostwiki gelesen. Ist wirklich eine schöne Zusammenstellung vieler Rohkostfakten, die auf langer Erfahrung beruhen und aus denen die Begeisterung für die Sache spricht. Vielen Dank dafür.

Gegen 23 Uhr wurde ich wieder müde, konnte aber ewig nicht einschlafen. Ich war so zufrieden und satt, warum konnte ich nicht einfach weiter schlafen? Zum Glück habe ich beruflich eine große zeitliche Flexibilität, so dass ich morgens etwas trödeln konnte.

Da ich viel Wasser ausgeschieden habe, war ich auch nicht erstaunt, als ich heute morgen wieder 300g weniger auf der Waage hatte.

Und ich scheine über die Haut zu entgiften: Gestern Abend habe ich mir am linken Handrücken eine kleine Stelle aufgekratzt, heute folgte es fast identisch an der rechten Seite. Ebenso habe ich ein paar Pickel am Kinn bekommen. Da bin ich fast 50 und sehe aus wie in der Pubertät.

Insgesamt fühle ich mich aber auf dem richtigen Weg, um endlich diesem Fass ohne Boden bei den fortlaufenden Überlastungen zu entkommen.

Nachmittags war ich beim Friseur. Die Sünde des Haare färbens gönne ich mir derzeit noch.

Dort kamen wir auf mein momentanes Lieblingsthema: Wildfleisch. Zu ihren Kunden gehören auch Jäger und so wusste sie mir einiges zu berichten: Das Jagen sei nicht nur als Hobby anzusehen, sondern es gehöre zu den Pflichten des Jägers, an sein Waldrevier angrenzendes Ackerland bzw. Wiese vor Wildschweinschäden zu bewahren, indem sie die Wildschweine abschießen. Das sei zeitlich so aufwendig, dass dieser Aufgabe derzeit fast nur Rentner nachgehen können. Aha, dann kann ich mir mit dem Jagdschein also noch Zeit lassen.

Um für Schäden zu bezahlen, werde vom Verkaufspreis eine bestimmte Summe in die Jagdkasse eingezahlt. Wieder was dazu gelernt.

Außerdem erfuhr ich von zwei weiteren Verkaufsstellen in meiner Nähe. Momentan bin ich mit meinem Wildhof jedoch mehr als zufrieden.

Inzwischen bin ich auf den Geschmack von Reh gekommen und das Zuchtfleisch ist völlig uninteressant geworden.

Aber selbst innerhalb des Rehs gibt es noch diverse verschiedene Möglichkeiten, seine Bedarfe zu decken. Heute z. B. hatte es mir der Rehkopf angetan. Es war einfach faszinierend und ich ließ nichts aus: vom Fell über das angrenzende Fleisch zur Zunge und ganz vielen zarten Knochen im Mundbereich, den Augen mit Fettumgebung zur drüsenhaltigen Mundinnenhaut. Das Gehirn löffelte ich durch den Rückenmarkskanal. Es war sicher auch etwas bizar, aber es fühlte sich so richtig an, was ich tat und so ließ ich mich von meiner Intuition leiten. Ich musste weder den Schädel gewaltsam öffnen, noch hatte ich sonst Irgendwie ein schlechtes Gefühl. Und jetzt weiß ich, dass ich Tier nur noch so komplett und keine Einzelteile mehr essen möchte. Es waren 261g. Die Überreste des Kopfes habe ich in den Wald gebracht, das war ich dem Reh schuldig.

Danach kamen wieder Blut, Fleisch und Fett von der Rippe dran, es waren insgesamt 511g. Lecka!!

Ich sehe es schon kommen, dass der Hund meine alte Rehkeule frisst und ich dafür seine Hundeknochen.