Manchmal ist das gar nicht so einfach zu verbinden: die Rohkost zu leben und über die Rohkost zu schreiben.
Im Zweifelsfall entscheide ich mich immer für Ersteres.

Und mal ehrlich: Wen interessiert es denn wirklich, ob ich 3 oder 5 Äpfel zu Mittag gegessen habe, ob es bei mir Weiderind, Lamm oder Hirsch zum Abendessen gab, ob es 62 g Hummer oder 964g Reh waren.
Ich werde das zukünftig so handhaben, dass ich Wochenrückblicke gebe, Tendenzen anspreche, Entwicklungen aufzeige.
Ich halte das für sinnvoller, als alltäglich meinen Stuhlgang zu beschreiben oder fortlaufend meine Befindlichkeiten zu kommentieren.
Es ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, es zu tun, und wenn ich diese Form der Selbstdarstellung für mich brauche, werde ich sie mir auch geben, aber mein grundsätzliches Anliegen war und ist immer ein anderes: das Gesamtpaket Rohkost aufzuzeigen, aus meiner Sicht interessante Erkenntnisse, Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben.

Für mich bestehen diese aktuell in Folgendem:

  • Wildfleisch vor Zuchtfleisch
  • Frischfleisch vor Trockenfleisch (aber nicht unbedingt vor gereiftem Fleisch, da ist ein himmelweiter Unterschied)
  • Vorsicht bei Obst und v.a. vor CA-Ware
  • Regionales Wildobst vor allen Zuchtsorten
  • Kühlschranktemperatur im Blick behalten


Allein diese Kriterien haben mein Befinden erheblich verbessert.

Ich bin so energiegeladen, tatendurstig und gut drauf, dass ich keinen Moment davon mit PC-Arbeit füllen möchte.
Ich stemme Gewichte wie lange nicht, war heute früh schon zum Bahnenschwimmen und bin das pure Energiebündel.

Mit meinen Gedanken bin ich nun schon sehr in Thailand und mit diversen Vorbereitungen beschäftigt. Ich lerne z. B. gerade Thai.
Und es macht mir so viel Spaß, ich habe die geistige Ausdauer und Energie dafür und sehr schnell hat sich mein früheres Lernschema bewährt: abends das Gehirn füttern, morgens im Bett gleich wiederholen und dann sitzt es halbwegs.

Nächste Woche verprasse ich meinen diesjährigen Bildungsurlaub und gönne mir beim Berliner Berlitz-Institut einen Englisch-Intensivkurs. Das ist ein teures Vergnügen, aber es macht mehr Sinn als manch anderes. Abends darf ich dann wie in alten Zeiten Hausaufgaben erledigen.

Dann habe ich auch noch ein paar andere Ideen, die ich gerade mit sehr viel Freude verfolge. So werde ich im nächsten Jahr das größte Zimmer im Haus für mich nutzen können.

Unser Sohn ist nun fast komplett ausgezogen und nach einer Renovierung werde ich dort meine Wünsche ausleben.
Eigentlich wollte ich dieses Zimmer als Gästezimmer einrichten, aber mein Mann hatte dann diese viel bessere Idee.

Dort findet dann meine schöne Rudermaschine endlich einen guten Platz, momentan steht sie noch im Wohnzimmer.
Dazu plane ich, mir endlich eine Sprossenwand anzuschaffen und ich habe auch diesen Bauch-und Rückentrainer im Visier. Das ist mein Lieblingsgerät in jedem Fitnesscenter.

Vom Boxsack des Sohnes ist ein stabiler Deckenhaken vorhanden; daran will ich eine Hängeetagere für Obst befestigen.

Und das Schönste an diesem Zimmer ist der Ausblick per Dachfenster direkt in den Sternenhimmel bzw. in den Sonnenaufgang.

Ach, das Leben ist einfach wunderschön.

Ihr seht also, ich bin rundum zufrieden, aber auch sehr beschäftigt.


Und nun zum Essen:


Das Wochenende war nahrungsmäßig sehr einfach gestrickt:

Am Samstag gab es 662 g abgetrocknetes Weiderind. Jegliches Frischfleisch war mir viel zu wenig konzentriert.
Und auch im Rohkostwiki steht geschrieben, dass manchmal der Bedarf so intensiv ist, dass er nur auf diese Art und Weise gedeckt werden kann.

Dieses Fleisch erinnerte mich sehr an gereiftes Almochsenfilet, was es bis vor ein paar Jahren in der Galeria Kaufhof gab: wunderbar zart mit Fett marmoriert, ein Genuss vom Allerfeinsten.
Allerdings werde ich Rippe und Nacken vom Weiderind eher nicht mehr kaufen, weil es auch sehr zähe Stellen hat.

Am Sonntag gab es die restlichen 351 g von diesem Rindernacken. Es folgte eine himmlische fettdurchsetzte Rippe vom Gallowayrind, unglaublich zart und dennoch außen schon leicht knusprig.
Danach gab zur Anregung der Verdauung ein Versuch mit nicht süßem, stärkefreiem Gemüse in Form von Kräutern, etwas Feldsalat und den Stielen von Grünkohl und Brokkoli. Hat sehr gut funktioniert.

So ganz optimal war dieses trockene Fleisch dennoch nicht, weil ich an beiden Tagen und am Tag danach sehr trockene Gesichtshaut hatte und sogar das Bedürfnis hatte, mich einzucremen; spricht sehr für eine Eiweißüberlastung.

Ansonsten war das Wochenende von Aktivitäten rund um die Rohkost geprägt: frisches Wildschwein mitsamt Leber geholt, Hagebutten gesammelt, an den Kraftgeräten des Sohnes trainiert, aber auch faul vor dem Kamin gelegen und mit der Familie geschnattert.

Zwei Filme passend zur Thematik habe ich gesehen:

"Dschungelkind " - Ein nett anzusehender Kinofilm, wohltuend durch seine angenehme familiäre Interaktion und mit deutlichen Hinweisen auf kindliche Prägungen, aber wenig Bezug zu einer natürlichen Ernährung.

Bei "Into The Wild " handelt es sich um einen Film zur Erinnerung an einen jungen Mann, der nach dem Studium sein Geld verbrannte, Ausweis und Kreditkarte zerschnitt und mit einem Buch über Essbares in der Natur in die Wildnis zog. Teilweise fand ich den Film durch die Schilderung der ganzen Familienproblematik, aufgrund derer er das Weite gesucht hatte, sehr langatmig. Auch fand ich die wirklichen Probleme, die ich in der Wildnis vermute, zu kurz und oberflächlich behandelt. Aber dieser Film stimmte mich auch nachdenklich, nämlich dahingehend, seine eigenen Kräfte nicht zu überschätzen, weil die Natur unerbittlich und hart ist. Insofern war dieser Film auch sehr nützlich für mich, bevor ich mich in derartige Projekte stürze.

Montag mittag gab es dann zum Ausgleich mal Obst. Hatte richtig guten Appetit darauf:
Es gab 11 perfekt reife, raumwarme Kiwi Gold, fast eine ganze Bio-Ananas, die irgendwie einen komischen Beigeschmack hatte, vermutlich alte CA-Lagerware (muss mich dahingehend noch umgewöhnen, nicht nur nach dem Geruch zu gehen, sondern auch über die Qualität nachzudenken) und zum Schluss noch 5 1/4 rote Weihnachtsäpfel.

Abends gab es eine Beinscheibe vom Weiderind, die noch sehr frisch und weich war. Nach 281g kam die Sperre durch Geschmacksumschlag.

Nach einer Lektion Thai bekam ich 2h später erneut großen Appetit. Es war vermutlich das berüchtigte Loch im Magen, was ich auch schon nach Reh erlebt habe. Vermutlich wäre es besser gewesen, es irgendwie zu übergehen. Aber ich hatte Lust auf eine abendliche Spätmahlzeit und so habe ich eine große Portion der Ochsenbrust vom Gallowayrind gegessen, ca. 800/900g. Traumhaft lecker.

Am nächsten Morgen war ich so voller Kraft, dass ich viel Spaß an Sohnemanns Gewichten hatte.

Mittags gab es dann 2 Hände voll Hagebutten, erneut 1 Ananas, diesmal ohne störenden Geschmack, und erneut 6 Äpfel.

Abends stand dann mal wieder Reh auf dem Programm. Inzwischen glaube ich, dass Reh eine ähnlich stark entgiftende Wirkung wie Sapote Amarillo hat und bin sehr vorsichtig im Umgang damit. Nichtsdestotrotz kam ich auf eine üppig Portion von 964g, bestehend aus dem Rückenmark von 3 Nacken (=Hundeknochen), abgeknabberten Rippen und einer Haxe.

Gerade nach diesen großen Fleischmahlzeiten habe ich so gut geschlafen, war nachts nur 1x auf dem WC und fühlte mich morgens einfach so, wie es mit der Rohkost immer sein sollte.

Am Mittwoch war dann aber mal ein Früchtetag angesagt: Mittags gab es meine ersten Mispeln, ca. 1kg. Herr im Himmel, wenn es dich gibt, ich danke dir für diese Frucht.
Dabei war sie noch gar nicht sooo himmlisch, was bei einer wilden Frucht beim Erstverzehr nicht so ungewöhnlich ist, aber sie war von den anschließenden Auswirkungen auf mein körperliches und seelisches Befinden sehr überzeugend.

Das ist einfach genial: Da wächst (eine von mir so wahrgenommene) Mischung aus Breiapfel, Holzapfel und trockener Dattel fast vor der Haustür und ich Dusseltier bestellte mich dumm und dämlich an Tropenfrüchten.

Und an dieser Stelle waren andere Blogs für mich eine super Anregung. Ach Susannchen, ick könnt dir knutschen.

Auch die Eiben und Hagebutten hätte ich ohne das Rohkostwiki-Tagebuch zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich noch nicht für mich entdeckt. Herzlichen Dank dafür!

Am frühen Abend gab es den Rest, ca. 100g von Orkos-Cashews, gefolgt von knapp 250g Cashews von Jörg. Letztere waren deutlich saftiger und für mich angenehmer.

Und heute habe ich – trotz Warnungen aus dem rohen Umfeld – mittags kleine Kipepeo-Bananen gegessen, ca. 8 Stück. Die Sperre kam so, wie ich sie bei Bananen lange nicht erlebt habe: ein scharfes Kratzen im Hals, weiteressen unmöglich. Ein Versuch mit Mispeln scheiterte auch, also Schluss gemacht.
Nachmittags erlebte ich dann einige ungute Situationen, fühlte mich zum Abend hin regelrecht vergiftet, wie ich mich nicht erinnern kann, es bei Früchten jemals so erlebt zu haben. Keine Ahnung, was die mit den Dingern machen, aber ich kann euch nur davor warnen. Und ich glaube nicht, dass die getrocknete Version von denen auch nur eine Spur besser ist.

Da ich nachmittags fortlaufend einen intensiven Kohlenhydrathunger verspürte, ließ ich mich im Bioladen zum Kauf von 4 reifen Cherimoyas hinreißen.
Aber morgen stehen bereits neue Mispeln vor der Tür und die restliche Menge riecht auch jetzt schon ausgesprochen anziehend.

Abends kam dann fettes Wildschwein auf den Teller. Ach, das war so genial.

Es gab erst 178g Rippe, aber die war mir nicht fett genug und so holte ich mir noch den Wildschweinrücken und knabberte seine gesamte Fettschicht ab.

Anschließend gab es das besonders weiche Fleisch an beiden Enden.
Das war eine tiefbefriedigende Mahlzeit und die Verdauung funktionierte danach wie geschmiert.

Den Rücken hatte ich nicht gewogen, aber es war auch wieder eine recht große Mahlzeit von ca. 600g.

Nun sind schon fast 3h seit dem Ende der Mahlzeit um und ich verspüre keine negativen Auswirkungen. Also ist bei mir die Wildschweinsaison eröffnet.

Bei den von mir verzehrten Fleischmengen denke ich jedoch, dass sie für eine ungenügende Verwertung durch den Darm sprechen. Andererseits zeigt mir mein momentanes Befinden auch, wie gut es mir tut.

Die Fleischliebe wird in einer Woche aber ohnehin unterbrochen werden, da meine Recherchen ergeben haben, dass die Einfuhr von Fleisch nach Thailand aufgrund der BSE-Gefahr strengstens verboten ist und mit bis zu 2 Jahren Haft bestraft wird. So lange wollte ich nun vielleicht doch nicht bleiben…

Dann hatte ich ein Exklusiv-Interview mit meiner Schwester, die als gelernte Lebensmitteltechnologin eine Gastprofessur in Thailand hat, u.a. auch in Indonesien und Vietnam Lehr- und Forschungsprojekte betreut.
Sie kennt sich also diesbezüglich halbwegs aus und sagte mir zu meiner Frage nach der Ernährung dortiger Tiere ganz was Anderes:

„Vergiss es einfach, dort rohes Tier zu essen, weil:

  1. Der Kontaminationsdruck in den heißen Ländern bei mehr als 20% über dem in unseren Breiten liegt,
  2. Es keine Kühlkette gibt, statt dessen aber unzählige Insekten, Eier und Würmer, die auf und in dem Tier sitzen,
  3. Weil sich dort alles immens schnell vermehrt, sowohl Bakterien, als auch Insekten und Krabbeltiere, weil es nie einen Winter zum Ausrotten gebe,
  4. ihr mehrere schwere Vergiftungsfälle nach rohem Fleischverzehr in Nordthailand bekannt seien,
  5. weil diese Tiere auch Krankheiten haben, die auf den Menschen übertragen und dann als (z.T. unbekannte) Tropenkrankheiten durchbrechen,
  6. weil es nicht umsonst in jeder Region der Erde bestimmte Ernährungsgewohnheiten gebe und kein Thai käme auf die Idee, Fleisch oder Fisch roh zu essen“


Sie schlug mir vor, auf sonnengetrockneten Fisch auszuweichen, den sie mir vor einigen Jahren auch mal mitbrachte und den ich damals gut vertragen habe.

Meine Frage, ob ich evtl. eingeschweißte Cashews (als Notration) mitnehmen könne, bejahte sie, wunderte sich aber über meine Frage, weil es Nüsse auch in Thailand gebe… und ich wunderte mich mal wieder, dass ausgerechnet sie den Unterschied zwischen Roh- und Kochkost nicht verstehen will.

Ich spüre aber nun auch so eine leichte Lust auf Tropenfrüchte in mir wachsen und freue mich gerade in Anbetracht des kühlen Wetters hier auf den dortigen Sonnenschein.

Und da unser Ort u.a. von Kokosnüssen lebt, werde ich ganz sicher weder hungern noch dursten müssen.

Für den Fall, dass mir der ganze Süßkram mal zu viel wird (wovon ich derzeit schon am 2 Tag ausgehe ), nehme ich mir getrocknete Orkos-Algen und Keimsaat mit, so dass ich in Ruhe gucken kann, was sich vor Ort für mich anbietet.

Mein Gewicht lag gestern bei 43,8 kg, also 700g Zunahme. Und wo sehe ich die 700g? An den Rippen.

Ich wünsche euch allen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.

Sofern ich in Thailand eine gute Internetverbindung habe, gebe ich mal ein paar Infos, ansonsten versorge ich euch hinterher mit Bildern und Bericht.

Alles Liebe von Sabine