Der gestrige Abend endete mit einem fast zweistündigen Spaziergang am Strand. Ein paar Nachzügler schossen Leuchtraketen in den Himmel, die letzten Ballons stiegen auf, der Strand war erfüllt von Lebensfreude mit Musik und Lachen, einfach nur schön.

Das heranziehende Gewitter wartete brav, bis wir zu Hause waren.

Nach einer sehr erholsamen Nachtruhe wurde ich mit Musik und Lachen geweckt. Das Klima scheint sich sehr positiv auf die emotionale Verfassung auszuwirken, die Menschen erscheinen überwiegend entspannt, zufrieden und ruhig. Manfred meinte aber völlig zu Recht: "Lass mal einen Thai an der Bushaltestelle stehen und frieren, dann lacht der auch nicht mehr." Das passt in etwa zu dem, was mir in Thermen aufgefallen ist : völlig verzückte Gesichter im warmen Wasser, entspannte Kinder in den Armen ihrer Eltern.

Den Morgen beginne ich gemäß dem Motto: das Schlimmste zuerst, dann ist es erledigt. Also packe ich meinen Koffer.

Dann sortiere ich meine Vorräte und knipse davon ein paar Fotos für das Forum. Die wilde Frucht hat sich nun wirklich als Chempedak herausgestellt, aber ist derzeit für mich ungenießbar. Sie ist immer noch grasgrün, riecht für mich nach gar nichts, hat nur ganz wenig Fruchtfleisch, dafür sehr viel austretendes klebriges Harz. Nächstes Jahr experimentiere ich damit weiter.

Zum Glück hat sich die Wettervorhersage mal wieder geirrt und es erwartet uns erneut ein sonniger Tag. Den Vormittag vertrödeln wir zu Hause. Ich schreibe auf der Terrasse das Tagebuch und lausche dabei den vertrauten und lieb gewonnenen Geräuschen der Umgebung.

Mittags dann hält uns aber nichts mehr, ab an den Strand. Dort gibt es nach einer Erfrischung im Meer ca. 700g Jackfrucht. Sperre durch Geschmacksumschlag.

Danach vermesse ich den Strand und lasse mich bei einem langen Spaziergang noch einmal rundum von der Sonne bescheinen.

Anschließend sind wir wieder lange im Meer.

Dann ruft der Fressmarkt. Wir wollen für Nom ein paar Blümchen zum Abschied holen.

Gleich beim ersten Fleischstand mit fettem Schwein inhaliere ich tief diesen herrlichen Duft. Aber schnell wird mir klar: Heute Abend gibt es Fisch. Im Kühlschrank wartet ja noch der Krebs auf mich.

Vorerst kaufe ich aber eine Tüte frisch geraspelte reife Kokosnuss als mögliches Abendessen für morgen im Flugzeug. Kokosnuss hat jetzt immer besser gerochen und könnte morgen gut passen. Die letzte reife Kokosnuss wollte ich aber für den Flug nicht schlachten und den Saft vergeuden, also versuche ich es mal auf diesem Wege.

Immer wieder zieht es mich magisch zu den diversen Fischhändlern und ich rieche an vielen. Plötzlich ist ein Duft um so vieles besser. Die Verkäuferin sagt, es sei "Baby-Thun". Ich frage sie, ob er frisch oder aufgetaut sei, denn er schwimmt z. T. in Eiswürfeln. Sie versteht mich nicht und bittet eine Thailänderin, zwischen uns zu vermitteln. Diese erklärt mir, dass ich an den Augen des Fisches sehe, dass er frisch sei. Das Eis diene nur der Kühlung. Und tatsächlich, die Augen sind klar und fest. Also nehme ich einen mit, ca. 250g Gewicht hat er.

Ich gehe weiter und rieche an diversem Fleisch. Es ist schon erstaunlich, was man so findet, wenn der Bedarf groß genug ist. Denn heute gibt es auch Rindfleisch, was ich bei entsprechender Anziehungskraft gekauft hätte, es sah sehr frisch aus. Aber auch alles andere Fleisch riecht so gut: die halbierten Wachteln und Hühner, die mit allen Innereien und Eigelben zu haben sind. Ich schnuppere an allem und die Händler lachen mich an, wundern sich offensichtlich über diese Ausländerin und halten mich vielleicht für ein bisschen sonderbar, aber das bin ich gewohnt.

Dann werde ich auf einen Fischstand aufmerksam, der zerteilen Fisch anbietet. Daran rieche ich besonders gerne, weil die Gerüche noch intensiver sind. Der Geruch ist himmlisch. Ich gucke mir den Fisch genauer an, ein weiterer wird gerade zerteilt und ich bin entzückt: Es ist Thunfisch. Suuuuper. Ich nehme zwei dicke Scheiben, ca. 350g zusammen.

Auf dem Rückweg erleben wir einen alten Verkäufer, der uns mit seiner unaufdringlichen Herzlichkeit in seinen Bann zieht. Er strahlt so viel Glück aus, dass ich selber nur noch strahlen kann. Eigentlich will ich gar nichts mehr kaufen, aber ihm hätte ich am liebsten viel mehr abgenommen. So entscheide ich mich für frische Tamarinde, ein paar Frühlingszwiebeln und ein Stück Ingwer.

Abends gibt es dann als erstes die beiden Scheiben vom Thunfisch, unglaublich himmlisch. Danach kommen die Innereien vom Baby-Thun dran: Er hat eine sehr große Leber und viel Rogen. Das Fleisch ist sehr dunkelrot, eine wunderbare Entdeckung. Hoffentlich fallen die Stewardessen morgen nicht in Ohnmacht, falls es mein Abendessen werden sollte.

Anschließend genießen wir einen letzten Spaziergang am Strand, ich verabschiede mich von meiner Lieblingsverkäuferin und wir bummeln noch etwas durch den Ort. Ich bin so gut drauf, freue mich riesig über diese glücklich machende Fischmahlzeit und weiß nun, dass die Fische auf dem Markt total frisch und somit perfekt für mich sind.
Im nächsten Urlaub werde ich somit viel mutiger sein. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass das Eiswasser Auftauwasser sei. Andererseits war der Bedarf nur selten ausgeprägt, die Muscheln und der Krebs sind in den Müll gekommen.
Heute wiederum gab es auf dem Markt einen Krebs, der aussah, als wenn er große Flügel habe. Diese Händler haben wir heute das erste mal gesehen. Das sind mir die liebsten, auch beim Obst, weil sie eben keine großen Flächen bewirtschaften und nur gelegentlich die Überschüsse aus ihrem Garten anbieten. Ich habe hier so viel gelernt ...

Abends packen wir den Rest ein. Für morgen Mittag habe ich mir reife Mangos geschält, sie dufteten zunehmend interessant. Alternativ sind zwei Büschel Bananen da, sofern ich sie ausführen darf.

Für den langen Flug von 11:30h habe ich das Buch von Titiano Terzani "Fliegen ohne Flügel" im Rucksack. Der Autor ist mir durch die hinreißende Beschreibung einer stark autobiographischen Vater-Sohn-Geschichte ans Herz gewachsen. Später las ich seinen Kampf gegen den Krebs in "Die letzte Runde auf dem Karussell". Darin nimmt er, der frühere Journalist beim "Spiegel" und Berichterstatter aus Kriegsgebieten, die Leser mit auf seine Reise über alle Kontinente, verschiedene Religionen und Kulturen, um unterschiedliche Heilmethoden auszuprobieren. Er lässt sich schulmedizinisch operieren und mit Chemotherapie behandeln, aber er spürt, dass ihm das weder gut tut noch hilft. Und so unternimmt er die letzte große Reise seines Lebens, versucht es u.a. auch mit Kräutern, lebt lange zurückgezogen in den Bergen mit Meditation und einfacher Nahrung. Diese Zeit beschreibt er als besonders erfüllend und hinterfragt sein bisheriges Leben, u.a. die zahlreichen überflüssigen Arbeitsessen und Erwartungen im Job. Er kommt aber auch immer wieder an den Punkt, dass er ein überaus erfüllendes Leben hatte. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, sei er stets seinem Ruf und seiner Neigung nachgegangen, habe sehr autark und authentisch gelebt. Seine Frau habe ihn nie eingeengt und ihm beruflich wie privat alle Freiheiten gelassen. Lange Zeit hat er mit Frau und Kindern in verschiedenen Ländern, u.a. in diversen asiatischen Ländern gelebt und beschreibt sehr einprägsam politische, geographische und menschliche Ereignisse. Selten haben mich Bücher dermaßen in den Bann gezogen. Sehr zufrieden mit sich und der Welt stirbt er in seiner italienischen Heimat im Kreise seiner Familie.

Gestern sprach ich Manfred auf den Autor an und meine Vermutung bestätigte sich, dass er ihn persönlich kenne. Auch er sprach voller Hochachtung über seinen früheren Kollegen. Neu war für mich, dass er ein Haus in Bangkok habe, welches besucht werden könne.

In meinem jetzigen Buch beschreibt er, wie er von einem Hellseher vor Flügen innerhalb eines Zeitraumes von einem Jahr gewarnt wurde, er anschließend mit dem Chefredakteur des "Spiegel" darüber gesprochen habe und im Ergebnis die Vereinbarung getroffen wurde, dass er in dieser Zeit seine Reisen per Zug etc. unternehme. Recht schnell wurde ihm klar, dass er damit viel näher an die Menschen ran kam, es ihm viel besser mit einem allmählichen Hinübergleiten in neue Länder ging, anstatt innerhalb weniger Stunden sich komplett umstellen zu müssen. Seine Stories seien daher in dieser Zeit besonders gut gewesen.

Beim ersten Leseversuch vor ein paar Monaten war es für mich nicht die richtige Zeit für dieses Thema, aber jetzt habe ich Lust auf einen neuen Versuch. Und Zeit genug auch ...

Alternativ dazu habe ich ein Hörbuch über 10h: "Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Frey". Die Schauspielerin Andrea Sawatzki ist die Sprecherin, das kann echt schön sein.
Es ist die Fortsetzung eines Romans, in dem ein frustrierter alter Mann eines Tages den Brief einer früheren Kollegin erhält, indem sie sich aufgrund einer stark fortgeschrittenen Krebserkrankung von ihm verabschiedet. Er weiß nicht so recht, wie er ihr darauf antworten soll und will irgendwann den Brief zur Post bringen. Aber er läuft am Briefkasten vorbei, kommt verschwitzt und nur mit dem, was er auf dem Leib trägt, im nächsten Ort an, übernachtet dort, seine Frau ist fassungslos. Am nächsten Morgen geht er weiter, bald wird ihm sein Ziel klar. Er wird den Brief persönlich abgeben, aber dazu muss er 800 km zurücklegen. Und weil er sich durch das Laufen wie befreit fühlt, will er diesen Weg zu Fuß gehen. Aber die Zeit drängt ...

Es ist ein sehr schöner Roman über die Schönheit des einfachen Lebens, der Sinnhaftigkeit authentischer Ziele und die Magie der Liebe.

Mit seiner Frau entwickelt sich eine neue Form der Nähe, bei der sie vieles Unausgesprochene an sich heranlassen und ihre gegenseitigen Erwartungen neu abstimmen.

In der Fortsetzung nun antwortet ihm die Frau. Sie war durch die Medien auf seinen Lauf zu ihr informiert und hat darin ihre Kraftquelle zum Überleben gefunden.

Ihr seht also, mir wird nicht langweilig werden. Mal sehen, wann ich mich das nächste mal hier wieder melde. Erst einmal steht am Freitag Ausschlafen auf dem Programm, danach vermutlich ein Besuch beim Wildhof.

:)