Mittwoch, 13.5.2015

Auch wenn ich die letzte Nacht wieder viel tiefer und somit erholsamer geschlafen habe, wurde mir dennoch die aktuell immense Arbeitsbelastung deutlich. Ich nehme dann die Fälle im Kopf mit nach Hause, denke noch im Bett über bestimmte Situationen nach und träume oft auch davon. Hinzu kommt, dass es sich bei den ratsuchenden Leuten um sehr differenzierte Persönlichkeiten handelt, die aber alle eines miteinander verbindet: der Stress mit der oder dem Ex, und dem nun zu regelnden Sorge- und Umgangsrecht. Hier bündelt sich dann der ganze Frust gestürzter Lebensentwürfe, die Wut und Enttäuschung der Verlassenen, aber auch die mit einer Trennung häufig verbundenen finanziellen Sorgen etc. Und hinter allem steht die Hoffnung, hier jemanden zu finden, der sie/ihn versteht, vermittelt, berät, schlichtet. Und wie überall gibt es freundliche Menschen und solche, die hier eine weitere Schaubühne des Streites wollen. Konflikte pur und in allen Facetten des menschlichen Daseins. Ich bin davon in den letzten Tagen derart überschwemmt worden, dass ich mich momentan nur nach einem sehne: Urlaub, Sonne, Frieden.

Ich sehe heute müde aus, trotz des Tiefschlafs. Und ich werde keinen zweiten Versuch mit zwei Fleischmahlzeiten an einem Tag starten. Ich wollte es mal wissen, weil Matthias das auch öfter beschrieb und ich nach kleinen Mengen mittags oder am Nachmittag durchaus abends nochmal was essen möchte. Aber die Verdauungszeit von Fleisch beträgt nun mal etwa 8h und insofern tue ich mir nichts Gutes, wenn ich mittendrin wieder etwas esse. Auch die Kombination mit Gemüse ist nicht so optimal, aber bei kleinen Mengen Fleisch noch verträglich. Gestern hatten die vielen Kohlrabis wohl ihren Sinn, weil ich danach urplötzlich sehr viel Schleim ausgeschnaubt habe.

Vielleicht sollte ich doch meine Auswahl um einige pflanzliche Proteine für mittags erweitern, Avocados und diverse Nüsse kämen in Betracht. Dann umgehe ich das Problem mit der langen fleischigen Verdauungszeit ab mittags.

Dann rief mich meine Tochter an und teilte mir die Erkrankung der kleinen Tochter mit, die hochfiebernd zu Hause sei. Heute hat es mir mal (wieder) gereicht und ich habe ihr klipp und klar gesagt, dass sie es in der Hand habe, ob die Kinder gesund oder krank sind, dass ich diesen destruktiven Kreislauf kaum noch aushalte und es mir in der Seele weh tut, wenn ich dieses fortlaufende Drama erlebe.

Naja, das war natürlich überflüssig, aber ich musste mir mal (wieder) Luft machen, zumal es ja noch ewig so weiter gehen wird. Sie hatte seelischen Bestand erwartet und ich maule sie an. Sie könne nicht noch mehr verändern, die Kita sei so schon oft genug irritiert, etc.

Was soll ich sagen, wo ich meine Kinder in ihren ersten Lebensjahren noch mit Weizentoast und Nutella morgens abgefüttert habe? Und doch gibt es immer einen Weg, wir alle sind ihn gegangen. Aber da habe ich aktuell keine Hoffnung auf weitere Veränderungen, der Leidensdruck ist nicht groß genug. Die Kinder dürfen später frei wählen, was und wie sie sich ernähren, haben ja mich als Alternative, aber sie selbst werde sie nicht nur mit Rohkost aufziehen. Und schon gar nicht mit rohem Tier!

Aktuell suchen sie ein großes Grundstück auf dem Land, wo sie auch Tiere halten wollen. Der Papa wird dann selber Wurst herstellen, ohne Nitritpökelsalz versteht sich. Derzeit geben sie ein kleines Vermögen im Bioladen für die dortige Wurst aus. So ist es halt... Oma sein ist manchmal gar nicht so einfach.

Mittags gab es eine fantastische Pomelo. Ich muss unbedingt in diesem Jahr in Thailand Bioqualität für diese Frucht ausfindig machen. Sie ist einfach herrlich erfrischend. Von den 849g Brutto blieben ein Segment und einiges an Schalenabfall übrig, 556g habe ich gegessen. Bei der Pomelo ist mir die Schale innen wie außen viel zu hart und ich esse nur die fruchtigen Filets.

Um eins war ich wieder zur Bindegewebsmassage. Ach, das ist wunderschön. Vielleicht gönne ich mir das ab und zu auch als Selbstzahler. Es gibt ein Angebot für 3x20 Minuten Massage mit jeweils vorher 5 Minuten Wärmepackung für 43,50€. Das bezahlt man hier auch für 1h Thaimassage und so hat man dreimal was davon.

Anschließend war ich wieder herrlich tiefenentspannt, einfach ideal in der jetzigen stressigen Situation. Ich habe spontan entschieden, in die Sauna zu gehen. Zum Glück habe ich im Büro alles, was ich dafür brauche.

Dort fand ich schon nach wenigen Minuten in der Wärme meinen inneren Frieden. Ich war bis auf eine andere Frau alleine und konnte mich einer Lektüre über die "Spielregeln der Liebe" von Herrn Jellouschek, einem nicht unbekannten Psycho- und Paartherapeuten, widmen. Habe erst einmal nichts Neues gelernt, aber für jemanden, der sich nicht hauptberuflich mit diesen Dingen befasst, kann es durchaus nützlich sein.

Drei Saunagänge später waren meine Lebensgeister und mein Appetit wieder erwacht. Etwas erstaunt bemerkte ich, dass mir das Fachinger Wasser lasch und salzarm vorkam. Also habe ich zu Hause das Atlantik-Meerwasser probiert, für guuuuuuut befunden und ein paar Schlucke getrunken. Das werde ich jetzt mal wieder öfter testen. An was man nicht immer alles denken muss...

Anschließend gab es ab halb fünf, meiner liebsten Abendessenszeit, zahlreiche Kräuter: Petersilie (umwerfend guuut), Rukkola (hat für mich dieselbe Faszination wie die Zwiebelchen, wächst hier nur leider nicht so gut), thailändisches Basilikum (sehr scharf), Currykraut (besser als jede Currymischung), Baldrian (ach guck an) und Knoblauchrauke (empfinde ich oft wie heimisches Duriankraut); alles sehr, sehr lecker. Logisch, sonst hätte ich es ja nicht gegessen, hihi.

Gerne hätte ich mal die Fleischsorte gewechselt, aber das Reh duftete so fettarm, beim Lamm habe ich mich schon beim Riechen an der Rippe gestoßen und das Rind hat es jetzt auch nicht rausgehauen.

Aber dafür wieder mal das wilde Schwein. Gestern Nachmittag hat es urplötzlich durch massiven Ekel gesperrt, noch einen Bissen weiter und es wäre retour gekommen. Insofern kann ich wohl den Sperren vertrauen.

Bei den Rippen war schon nach 70g Schluß. Aber der Kopf hatte es mir dann angetan. Über 1,5h tastete ich mich an dieses neue Stück heran. Etwas erstaunt war ich, wie zäh die Backen waren. Das war beim Weideschwein viel leichter essbar gewesen. Aber das Innenleben, wow, Drüsen, Sehnen, ein Auge (!!!), etwas Zunge, der Schlund, überall erstaunlich fettarmes Fleisch, aber unglaublich gut. Nach 731g war ich rundum wohlig satt und zufrieden.

Wenn ihr könnt und euch nicht ekelt, besorgt euch Köpfe vom Wildtier. Da ist einfach alles dran und nicht nur schieres Fleisch.

Ich habe im Garten gegessen und es war mir völlig egal, ob irgendwer mich bei meinem Schlemmermahl sehen konnte, die grünen Fliegen umschwirrten mich - ich war in einer anderen Welt.

Und weil mein Mann sich schon an einiges gewöhnt hat, aber rohe komplette Tierköpfe absolut widerwärtig findet, hat es heute gut zu seiner Abwesenheit gepasst.