Dienstag, 28.7.2015
Nach Früchtetagen habe ich immer einen sehr leichten Schlaf. Für das Überleben in der freien Natur ist das vermutlich von Vorteil, ich hingegen ziehe den tieferen Schlaf nach Proteinen oder Fetten eindeutig vor. Andererseits hat mein Körper sich vielleicht gerade durch die leicht verfügbare Energie des Obstes die mühevollere Verdauungsarbeit von anderen Produkten erspart und statt dessen alle Kräfte für die Regeneration genutzt.
Wie dem auch sei. Es hat mir jedenfalls gut gepasst, dass heute Mittag eindeutig die Safus das Rennen machten. Davon gab es ab um zwölf 471 g. Ich hätte das Gewicht wesentlich höher geschätzt, aber besser so als anders herum.
Es gab erst 8 große, sehr fleischige Früchte, gefolgt von 4 kleinen, festen. Bei der fünften ereilte mich die Hustensperre, also habe ich den Mundinhalt ausgespuckt. Gerade die trockeneren kleinen Exemplare haben die Mahlzeit schön abgerundet.
Das war heute ebenso zu 100 % ein Volltreffer wie die ganzen anderen Tage das Obst. So eine wunderbare fettige, geschmacksintensive Frucht. Auch hier war wieder jede ein anderer Genuss, nicht nur durch die unterschiedliche Größe, sondern vielmehr durch die sehr individuelle Reifung durch Pilze.
Vor ein paar Tagen ist mir übrigens der Gedanke gekommen, die Safus diesmal nicht nach der von Orkos beschriebenen Methode nachreifen zu lassen, sondern diese etwas abzuwandeln. Es erscheint mir nicht unbedingt von Vorteil, wenn man die Safus in einer Plastiktüte reifen lässt und sich das ganze Kunststoffgemisch über die gleichzeitige Feuchtigkeit direkt auf die Früchte zaubert. Daher habe ich sie diesmal angefeuchtet in eine Glasschüssel mit Glasdeckel gelegt. Alternativ wird sicher auch eine Porzellanschüssel gehen, die man mit einem Teller abdeckt. Jedenfalls war das Ergebnis sehr zufriedenstellend, zumal ich sie aufrecht in die Schüssel gestellt habe und sie sich nicht gegenseitig platt drückten.
Heute früh habe ich sie dann mit einem Küchentuch trocken getupft und zum Antrocknen auf ein Trockenrost gelegt, einfach an der Raumluft. Heute Mittag waren die Würstchen fertig.
Eigentlich ist mir das schon wieder fast zu viel Manipulation...
Dann fanden heute noch zwei Kilo Sapote Mamey und einige Stücke vom Lamm ihren Weg zu mir.
Die frischen Feigen waren leider nicht mit im Paket, aber das wird schon seine Richtigkeit haben. Bei den Blütenfeigen hatte ich wiederholt das Gefühl, sie sind es einfach nicht. Irgendwas hat mir gefehlt, was ich dann in den Bananen und Sapoten fand. Insofern finde ich vorschnelles Gemecker über vermeintlich schlechte Qualität überflüssig, weil vielleicht einfach der Bedarf nur zu 70 oder 80 % getroffen wurde. Sicher, in der Natur ist das nicht anders, da hat man die Wahl zwischen friss oder stirb, aber andererseits äsen Rehe auch sechs Stunden am Tag und haben somit ausreichend Zeit, zu schnuppern, zu suchen und zu finden. Zumindest in der jetzigen Jahreszeit.
Übrigens ist es mir mit den selbst gepflückten Maulbeeren nicht anders als mit den Blütenfeigen ergangen. Sie sperrten ähnlich schlecht und hinterließen oft ein unzufriedenes Gefühl. Beide Sorten gehören zur Gattung der Feigenartigen, wie ich später las. Insofern hat es bei mir zu der Zeit weder mit der einen noch mit der anderen Frucht so richtig gut geklappt.
Und noch etwas ist mir aufgefallen: Wir vertreten ja die Auffassung, dass Produkte, die kurze Zeit später erneut gegessen werden können, in irgendeiner Form vermurkst sind. Was gab es da nicht schon alles von Theorien. Von angefroren über zu warm geworden bis hin zur Pestizidbelastung, irgendwer war immer Schuld. Tja und dann habe ich genau das mit den Maulbeeren vom eigenen Baum erlebt: Ich habe mir ordentlich den Bauch vollgeschlagen, habe dann andere, saure Beeren gegessen, was ich sonst eher anders herum empfehlen kann, und abschließend konnte ich erneut und mit Genuss die Maulbeeren vom Baum essen.
Hat jemand vielleicht eine Erklärung dafür? Gibt es irgendwelche Bedarfe, die auf diese Art und Weise gedeckt werden, weil das Optimum nicht da war oder weil irgendein dringend benötigter Stoff genau darin enthalten war?
Mit der Moorschnucke ist es mir auch so ergangen, dass ich ebenfalls erst sehr spät und nach großen Mengen zufrieden war, während ich an den Tagen davor und danach mit anderem Fleisch sehr viel kleinere Mengen benötigte. Zum Glück hatte ich die Erfahrung mit den Maulbeeren gemacht und war hinsichtlich der Fütterung, Lagerung etc. keineswegs skeptisch. Als ich in anderen Tagebüchern zudem normalere Mengen las, war ich erst recht beruhigt. Aber auch da stellte ich mir die Frage, ob ich vielleicht gerade über die äußerst schmackhaften Innereien bestimmte Nährstoffe zu mir nehme, die ich über andere Produkte nicht gedeckt bekomme. Schließlich weiden die Moorschnucken auf feuchten Wiesen, was eine andere Flora und Fauna als trockene Biotope aufweist. Nicht umsonst hat sich deren umfangreiches Nährstoffspektrum in einem fantastischen Geschmack widergespiegelt.
Vielleicht und ich vermute es stark, spielt auch die aktuelle Darmsituation eine Rolle.
Anderseits hat auch Herr Burger nach jahrzehntelanger Rohkost noch über sehr unterschiedliche Mengen ein und desselben Produktes berichtet, was für mich im Rahmen einer instinktiven Ernährung kein Widerspruch ist.
Heute nun habe ich vom Lamm jedenfalls wieder Leber und Nieren bekommen, so dass alle Bedarfe gestillt werden können.
Das Abendessen fand ab 18:45 Uhr statt und bestand aus 241 g Rippen vom Frischling. Kurze Zeit später kamen sie retour und beförderten auch die letzten im Magen befindlichen Safus zurück. Damit bestätigte sich für mich zweierlei:
Die Safus sind wirklich schwer verdaulich und bleiben lange im Magen liegen. Also sind die Manipulationen zu deren Reifung doch nicht so gut? Anderseits: Wenn ich nichts mehr gegessen hätte, wäre auch nichts passiert und irgendwann wären sie ja auch verdaut.
Und zweitens werde ich Frischling und Wildschwein bis mindestens November meiden. Irgendwas stimmt damit nicht. Selbst nach kleinen Mengen hatte ich wiederholt hinterher kurzzeitig Brechreiz. Heute nun mehr als das. Während ich bei den anderen Mahlzeiten vornehmlich Fett gegessen habe, war es heute fast ausnahmslos Fleisch. Also liegt es wohl eher nicht an irgendwelchen eingelagerten Pestiziden im Fett. Jedenfalls habe ich jetzt genug getestet und der Rest fliegt weg. Beim Reh hatte ich am Samstag diese Probleme nicht, so dass es wohl auch nicht am Blei liegen kann.
Jetzt werde ich wieder in Kommissar Kluftingers Fall eintauchen. Das zweite Buch ist noch sehr viel anregender als das erste. Es geht um die Mythen des Allgäus, um Sagen, natürlich in einen Kriminalfall verpackt, aber sehr interessant gemacht.
Und noch eins wird mir beim Lesen dieses Buches bestätigt: Deine Heimat ist dort, wo du herkommst. Man kann an manchen Orten, zum Beispiel in Großstädten, auch eine neue finden, aber es gibt Regionen, da muss man zusammen im Sandkasten gespielt haben, sonst kommt man nie wirklich an die Menschen ran. Das Allgäu scheint mir so eine Region zu sein. Deutschlands Norden, gerade auf den Dörfern, ist ähnlich gestrickt. Daher fand ich es auch schön, als wir hierher in meine alte Heimat zurück gekommen sind.
Ansonsten freue ich mich gerade über den kleiner gewordenen Betrag unserer Autoreparatur. So ganz verstanden habe ich es zwar nicht, aber weil der Sturm mehr als Windstärke acht hatte, greift nun unsere Teilkasko und da sind nur 150 € Selbstbeteiligung zu berappen. Ist der Schrecken erst groß genug, freut man sich doch glatt, wenn er sich halbiert, hihi. Und ist um ein paar Erfahrungen reicher...