Esserziehung
Die Esserziehung spielt nicht nur für das Essverhalten eine grundlegende Rolle, sondern für die gesamte psychische Strukturierung. Die täglichen Lust- und Unlusterfahrungen, die das Kind macht und die von den Anweisungen und Verboten der Eltern begleitet werden, speichern sich von seinen ersten Lebensjahren an in seinem Unterbewusstsein und bleiben sein ganzes Leben über in den Tiefen seiner Psyche verankert. Es handelt sich also um ein Thema, dem größte Beachtung zu schenken ist, wenn man dem Kind die besten Voraussetzungen für seine Zukunft sichern will.
Die Psychologie lehrt uns, dass Lust und Unlust die Psyche strukturieren; übrigens ist dies eine der Voraussetzungen, um ein Tier zu dressieren. Wenn ein Hund durch einen Reifen springt, „belohnt" man ihn dafür, entweder streichelt man ihn, oder, was sehr viel besser wirkt, man gibt ihm einen Leckerbissen. Es genügt, diesen Vorgang ein paar Mal zu wiederholen, dann fängt der Hund schon beim Anblick eines Reifens automatisch an zu springen. Man nennt dies einen konditionierten Reflex. Ganz ähnlich verläuft die psychische Konditionierung beim Kind, vor allem in der Esserziehung, die ständig mit Erfahrungen von Lust und Unlust verbunden ist.
Die vorherrschende Rolle des Gaumengenusses lässt sich besser verstehen, wenn man weiß, dass der Gaumengenuss der direkte Ausdruck des Ernährungsinstinktes ist und dieser Instinkt zu unseren fundamentalen und damit überlebenswichtigen Funktionen gehört. Die Psychoanalyse zeigte die grundlegende Bedeutung des Sexualinstinktes für die Entwicklung der Psyche. Die Frustrationen und Konflikte, die das Kind durchlebt, setzen sich in seinem Unterbewusstsein fest und führen oberhalb einer bestimmten Grenze zur Neurose. Die Genusserfahrungen durch den Ernährungsinstinkt sind zweifellos genauso wichtig und häufig wie die mit dem Sexualinstinkt verbundenen Lusterfahrungen, vor allem in der frühzeitigen Phase, in der orale Stimulierungen prägend und entscheidend sind.Der Mund ist das erste Organ zur Erforschung der Außenwelt. Die ersten Nahrungserfahrungen spielen daher eine genauso wichtige Rolle wie die ersten sexuellen Erlebnisse, und man kann nur bedauern, dass sich die Psychoanalyse niemals mit dem Ernährungsinstinkt beschäftigt hat.
Unter natürlichen Umständen ist die Esserziehung auf ein Minimum reduziert. Das Kind findet von selbst die Nahrungsmittel, die es benötigt, seine Eltern vertrauen auf seinen Instinkt, dessen Präzision sie täglich an sich selbst erfahren und werden daher kaum regulierend einschreiten. Das Kind, von seinem Geruchssinn geleitet, verlangt nach der Frucht, die ihm gut tut und weist die zurück, die ihm nicht zuträglich ist. Es weiß besser als sonst irgendjemand,was es essen muss, um sich gut zu entwickeln. Seine Eltern haben ihm lediglich eine ausreichend große Auswahl natürlicher Nahrungsmittel zur Verfügung zustellen und ihm gewissermaßen zu gehorchen, indem sie ihm beim Verzehr der Produkte behilflich sind, die es auswählt.
Unter den üblichen Ernährungsbedingungen, verläuft alles ganz anders. Das Kind kann sich nicht auf seinen Instinkt verlassen, um zu wissen, was es essen muss und was nicht. Wenn man ihm freie Hand lässt, wird es durch nichts davon abgehalten, sich mit Süßigkeiten, Teigwaren, Butterbroten und anderen seinem Gaumen schmeichelnden aber seiner Gesundheit abträglichen Nahrungsmitteln zu überlasten. Höchstwahrscheinlich würde es ebenso bestimmte Nahrungsmittel ablehnen, die ihm weniger verlockend erscheinen, aber für seinen Organismusu nerlässliche Elemente enthalten. Ein Einschreiten seitens der Eltern erweist sich als notwendig, um seine Ernährung einigermaßen ausgewogen zu gestalten. Da der Geschmack veränderter Nahrungsmittel kein Maß für ihren Nährwert ist,müssen die Eltern das Kind einerseits dazu zwingen zu essen, was sein Geschmackssinn ihm als schädlich signalisiert und ihm andererseits verbieten zu essen, was ihm gut schmeckt, was sein Körper ihm also nach dem Funktionsprinzip des Instinktes als notwendig für sein Überleben anzeigt. Aber auch die Eltern können nicht mit Bestimmtheit wissen, was dem Kind gut tut und was ihm schaden wird. Um es vor Unterernährung zu schützen, bleibt als einzige Möglichkeit, ihm so viele Nahrungsmittel wie möglich vorzusetzen, was das Kind dazu bringt, regelmäßig über sein Völlegefühl hinaus zu essen.
Das Kind wird feststellen, dass seine Eltern sich zufrieden zeigen und ihm Zärtlichkeit entgegenbringen, wenn es seine instinktiven Impulse unterdrückt und gereizt reagieren, wenn es den Äußerungen seines Instinktes Folge leistet. Man kann sich die Folgen einer so widersprüchlichen Situation für die psychische Strukturierung ungefähr ausmalen, wenn man sie mit einem sehr bekannten Experiment vergleicht: Eine Katze, der man ein Stück Fleisch anbietet, sie aber mit Elektroschocks bestraft, sobald sie sich dem Fleisch annähert, zeigt nach einer bestimmten Zeit ein neurotisches Verhalten. Dies legt nahe, dass die endemische Neurose, die unsere Zivilisation kennzeichnet, nicht nur sexuelle, sondern auch ernährungsbezogene Komponenten enthält.
Unser anerzogener Reflex ist, uns bei der Wahl der Nahrungsmittel nach dem Druck des Umfelds oder diätetischer Vorschriften zu richten oder auch nach unserer intellektuellen Geschmacksvorstellung. In den meisten Fällen ist eine Umerziehung notwendig, um Selbstvertrauen und die nötige Offenheit wieder zu finden, die Grundvoraussetzungen sind, um den Äußerungen des Instinktes auf korrekte Weise folgen zu können. Es ist möglich, diese Umerziehung zu beschleunigen,indem man sich an bestimmte Regeln hält, wie sie im Rahmen der Instincto-Ernährung definiert sind.
Guy-Claude BURGER (ungefähr im Jahr 2000)
Die Esserziehung spielt nicht nur für das Essverhalten eine grundlegende Rolle, sondern für die gesamte psychische Strukturierung. Die täglichen Lust- und Unlusterfahrungen, die das Kind macht und die von den Anweisungen und Verboten der Eltern begleitet werden, speichern sich von seinen ersten Lebensjahren an in seinem Unterbewusstsein und bleiben sein ganzes Leben über in den Tiefen seiner Psyche verankert. Es handelt sich also um ein Thema, dem größte Beachtung zu schenken ist, wenn man dem Kind die besten Voraussetzungen für seine Zukunft sichern will.
Die Psychologie lehrt uns, dass Lust und Unlust die Psyche strukturieren; übrigens ist dies eine der Voraussetzungen, um ein Tier zu dressieren. Wenn ein Hund durch einen Reifen springt, „belohnt" man ihn dafür, entweder streichelt man ihn, oder, was sehr viel besser wirkt, man gibt ihm einen Leckerbissen. Es genügt, diesen Vorgang ein paar Mal zu wiederholen, dann fängt der Hund schon beim Anblick eines Reifens automatisch an zu springen. Man nennt dies einen konditionierten Reflex. Ganz ähnlich verläuft die psychische Konditionierung beim Kind, vor allem in der Esserziehung, die ständig mit Erfahrungen von Lust und Unlust verbunden ist.
Die vorherrschende Rolle des Gaumengenusses lässt sich besser verstehen, wenn man weiß, dass der Gaumengenuss der direkte Ausdruck des Ernährungsinstinktes ist und dieser Instinkt zu unseren fundamentalen und damit überlebenswichtigen Funktionen gehört. Die Psychoanalyse zeigte die grundlegende Bedeutung des Sexualinstinktes für die Entwicklung der Psyche. Die Frustrationen und Konflikte, die das Kind durchlebt, setzen sich in seinem Unterbewusstsein fest und führen oberhalb einer bestimmten Grenze zur Neurose. Die Genusserfahrungen durch den Ernährungsinstinkt sind zweifellos genauso wichtig und häufig wie die mit dem Sexualinstinkt verbundenen Lusterfahrungen, vor allem in der frühzeitigen Phase, in der orale Stimulierungen prägend und entscheidend sind.Der Mund ist das erste Organ zur Erforschung der Außenwelt. Die ersten Nahrungserfahrungen spielen daher eine genauso wichtige Rolle wie die ersten sexuellen Erlebnisse, und man kann nur bedauern, dass sich die Psychoanalyse niemals mit dem Ernährungsinstinkt beschäftigt hat.
Unter natürlichen Umständen ist die Esserziehung auf ein Minimum reduziert. Das Kind findet von selbst die Nahrungsmittel, die es benötigt, seine Eltern vertrauen auf seinen Instinkt, dessen Präzision sie täglich an sich selbst erfahren und werden daher kaum regulierend einschreiten. Das Kind, von seinem Geruchssinn geleitet, verlangt nach der Frucht, die ihm gut tut und weist die zurück, die ihm nicht zuträglich ist. Es weiß besser als sonst irgendjemand,was es essen muss, um sich gut zu entwickeln. Seine Eltern haben ihm lediglich eine ausreichend große Auswahl natürlicher Nahrungsmittel zur Verfügung zustellen und ihm gewissermaßen zu gehorchen, indem sie ihm beim Verzehr der Produkte behilflich sind, die es auswählt.
Unter den üblichen Ernährungsbedingungen, verläuft alles ganz anders. Das Kind kann sich nicht auf seinen Instinkt verlassen, um zu wissen, was es essen muss und was nicht. Wenn man ihm freie Hand lässt, wird es durch nichts davon abgehalten, sich mit Süßigkeiten, Teigwaren, Butterbroten und anderen seinem Gaumen schmeichelnden aber seiner Gesundheit abträglichen Nahrungsmitteln zu überlasten. Höchstwahrscheinlich würde es ebenso bestimmte Nahrungsmittel ablehnen, die ihm weniger verlockend erscheinen, aber für seinen Organismusu nerlässliche Elemente enthalten. Ein Einschreiten seitens der Eltern erweist sich als notwendig, um seine Ernährung einigermaßen ausgewogen zu gestalten. Da der Geschmack veränderter Nahrungsmittel kein Maß für ihren Nährwert ist,müssen die Eltern das Kind einerseits dazu zwingen zu essen, was sein Geschmackssinn ihm als schädlich signalisiert und ihm andererseits verbieten zu essen, was ihm gut schmeckt, was sein Körper ihm also nach dem Funktionsprinzip des Instinktes als notwendig für sein Überleben anzeigt. Aber auch die Eltern können nicht mit Bestimmtheit wissen, was dem Kind gut tut und was ihm schaden wird. Um es vor Unterernährung zu schützen, bleibt als einzige Möglichkeit, ihm so viele Nahrungsmittel wie möglich vorzusetzen, was das Kind dazu bringt, regelmäßig über sein Völlegefühl hinaus zu essen.
Das Kind wird feststellen, dass seine Eltern sich zufrieden zeigen und ihm Zärtlichkeit entgegenbringen, wenn es seine instinktiven Impulse unterdrückt und gereizt reagieren, wenn es den Äußerungen seines Instinktes Folge leistet. Man kann sich die Folgen einer so widersprüchlichen Situation für die psychische Strukturierung ungefähr ausmalen, wenn man sie mit einem sehr bekannten Experiment vergleicht: Eine Katze, der man ein Stück Fleisch anbietet, sie aber mit Elektroschocks bestraft, sobald sie sich dem Fleisch annähert, zeigt nach einer bestimmten Zeit ein neurotisches Verhalten. Dies legt nahe, dass die endemische Neurose, die unsere Zivilisation kennzeichnet, nicht nur sexuelle, sondern auch ernährungsbezogene Komponenten enthält.
Unser anerzogener Reflex ist, uns bei der Wahl der Nahrungsmittel nach dem Druck des Umfelds oder diätetischer Vorschriften zu richten oder auch nach unserer intellektuellen Geschmacksvorstellung. In den meisten Fällen ist eine Umerziehung notwendig, um Selbstvertrauen und die nötige Offenheit wieder zu finden, die Grundvoraussetzungen sind, um den Äußerungen des Instinktes auf korrekte Weise folgen zu können. Es ist möglich, diese Umerziehung zu beschleunigen,indem man sich an bestimmte Regeln hält, wie sie im Rahmen der Instincto-Ernährung definiert sind.
Guy-Claude BURGER (ungefähr im Jahr 2000)
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