Orkos oder die zweite Vertreibung aus dem Paradies
Klingt dramatisch, ist mir klar, aber es entspricht den Tatsachen. Ich weiss nicht, ob jemand im Forum alt genug ist, um Orkos noch zu kennen in seiner Blütezeit etwa um 1990 herum, also vor 28 Jahren. Die erste Generation Mitarbeiter, sozusagen die Pioniere und Herzblut-Idealisten, diejenigen, die mit ihrem ganzen Leben hinter der Sache standen. Man mag von Instincto halten was man will, und vergessen wir einmal die Hölle aus Missbrauch und Metapsychoanalyse, die diesen Idealisten den Kopf verdrehte - das Bollwerk der Grundidee von Instinkt, Körper und gesunder Nahrung steht nun einmal über allem, ist gültig und wahr, wie ein Leitstern, fast unerreichbar weit weg, in heutigen Zeiten umso mehr, wie mir scheint, aber dennoch für alle Zeiten eine echte Wahrheit.
In dieser Orkos-Blütezeit von 1988 bis etwa zum Milleniumwechsel, als Jean-Marie Burger noch zum Team der Qualitätsprüfer und Einkäufer gehörte und die besten der langjährigen Instinctos die Palette der Produkte zusammenstellten, lieferte die Firma von Frankreich aus Früchte scheinbar aus dem Paradies selbst: Durian, Cempedak, Brotfrucht, Banane Rajah, indonesische Mangos. Und die Nüsse! Pekan Burkett, Pekan Mahan, ein Traum! Exorbitant hohe Preise, aber dafür eine Qualität, die einem die Tränen der Glückseligkeit in die Augen trieb. Früchte, in denen die himmlische Phase genetisch einprogrammiert schien. Früchte, die immer genau richtig reif ankamen, lange hielten, einfach weil sie substanziell in Ordnung waren. Man konnte Orkos damals blind vertrauen, konnte die Früchte und Gemüse ungewaschen verzehren mitsamt Schale, gar kein Problem, im Gegenteil: Mangos, Avokados und Bananen mit Schale verzehrt sind sättigend und auch psychsich befriedigend, weil mam mit der GANZEN Frucht in Verbindung steht.
Ich will es kurz sagen: Orkos damals war Licht pur.
Und nun ein Sturz in die Gegenwart. Orkosprodukte heute sind im Vergleich zu früher nur eine graue Masse trauriger Pflanzenabfälle.
Aus schwerer Betroffenheit schreibe ich diesen Artikel, nachdem ich wieder, zum x-ten mal in Folge eine Avokadolieferung von Orkos bekam, die schlechter ist, als alles was Orkos sich je heraus genommen hat zu verkaufen. Und es sind nicht nur die Avokados. In den letzten Monaten waren es Pekannüsse, Cempedak, Papaya, Cherimoya, Mangos, Tomaten, Bananen, Oliven, ja eigentlich alles, was ich bestellte, war zum überwiegenden Teil von mangelhafter Qualität. Zu unreif, zu alt, krank wirkende Ware. Schlimm war vor allem das: Bestellte ich in einer Woche z.B. zwei Kilo Wild-Avocado, kam eine richtig gute Lieferung. Ich jubelte und bestellte voller Optimismus 8 kg für die Folgewoche. Das Resultat: ich kriegte überreife verpilzte Ware, bei der ich mehr als die Hälfte entsorgen musste. Müll für Geld. Wenn ich das hier schreibe, werde ich schon wieder wütend, merke ich. Oder traurig. Oder verzweifelt. Alles zusammen.
Immerhin erstattete mir Orkos bei Reklamationen den Warenwert. Aber mir geht es hier um etwas anderes: Um Sicherheit und Vertrauen bei der Rohkost, um geschonte Nerven, um Freude, um Lust aufs Durchhalten, um Einsparung von Fahrtkosten, weil man die Orkossachen in den Müll werfen muss, und stattdessen kreuz und quer herumfahren muss, von Bioladen zu Bioladen, weil jeder ein paar ander Sachen hat, die gut sind.
Und alle zusammen liegen sie immer noch Lichtjahre hinter dem Licht von damals.
Es tut weh, das schreiben zu müssen.
Guy Claude Burger sagte einmal, dass man mit Instincto die Mutter des gekochten Systems verliert und nach einer schmerzvollen Übergangszeit sich die Mutter aller Mütter, nämlich MUTTER NATUR, in einem neu installiert. Das stimmt absolut, bei mir war und ist es so, genau so. Und Orkos war die letzte Jahrzehnte für mich soetwas "wie das Tor zu Mutter Natur", ein ruhender Pol, ein Hort der Sicherheit. Seit einigen Monaten bricht das auseinander, und jetzt ist es für mich endgültig vorbei. Ich kann gar nicht sagen, was das für ein Gefühl ist. Und ich schreibe das hier, weil ich gern von den anderen Rohköstlern im Forum, die schon länger bei der Sache sind, wissen möchte, ob sie diesen Qualitäts-Niedergang, der vielleicht sogar überall stattfindet und keinen Anbieter und Versender auslässt, ebenso erleben.
Was sagt ihr?
Vielleicht liegt es aber auch an meinem Lebensort Schweiz. Gute Bioware ist hier praktisch nicht zu bekommen. Seit passion4fruit nicht mehr in die schweiz liefert, gibt es überhaupt keinen Versandhandel hier. Die Rohkost ist gegroundet, habe ich den Eindruck. Ein allegemeingültiges Phänomen: Der Begriff "Qualität" erfährt weltweit eine Inflation.
Heute, kurz vor dem Jahreswechsel, habe ich den Eindruck, nun beginnt tatsächlich das "dunkle Zeitalter", die Menschen tauschen Leben gegen Digitalität aus, und passend zu diesem Zeitgeist der Entfremdung wandert die Rohkost von der untersten Schublade der Bedeutung geradewegs in den Keller ausgedienter Erinnerungen.
Die Niedergang von Orkos erscheint mir als Symbol der Gegenwart.
Ich bedaure das zutiefst. Es ist für mich wie ein Rauswurf aus dem Paradies, in dem ich mich über Jahre heimlich wähnte.
Oder um mit James Tiptree jr., einer berühmten Autorin, zu sagen: "Ich erwachte und fand mich wieder an einem kalten Berghang"
Jens Hafner
(Autor von "Die Philosophie des Rohen")
Klingt dramatisch, ist mir klar, aber es entspricht den Tatsachen. Ich weiss nicht, ob jemand im Forum alt genug ist, um Orkos noch zu kennen in seiner Blütezeit etwa um 1990 herum, also vor 28 Jahren. Die erste Generation Mitarbeiter, sozusagen die Pioniere und Herzblut-Idealisten, diejenigen, die mit ihrem ganzen Leben hinter der Sache standen. Man mag von Instincto halten was man will, und vergessen wir einmal die Hölle aus Missbrauch und Metapsychoanalyse, die diesen Idealisten den Kopf verdrehte - das Bollwerk der Grundidee von Instinkt, Körper und gesunder Nahrung steht nun einmal über allem, ist gültig und wahr, wie ein Leitstern, fast unerreichbar weit weg, in heutigen Zeiten umso mehr, wie mir scheint, aber dennoch für alle Zeiten eine echte Wahrheit.
In dieser Orkos-Blütezeit von 1988 bis etwa zum Milleniumwechsel, als Jean-Marie Burger noch zum Team der Qualitätsprüfer und Einkäufer gehörte und die besten der langjährigen Instinctos die Palette der Produkte zusammenstellten, lieferte die Firma von Frankreich aus Früchte scheinbar aus dem Paradies selbst: Durian, Cempedak, Brotfrucht, Banane Rajah, indonesische Mangos. Und die Nüsse! Pekan Burkett, Pekan Mahan, ein Traum! Exorbitant hohe Preise, aber dafür eine Qualität, die einem die Tränen der Glückseligkeit in die Augen trieb. Früchte, in denen die himmlische Phase genetisch einprogrammiert schien. Früchte, die immer genau richtig reif ankamen, lange hielten, einfach weil sie substanziell in Ordnung waren. Man konnte Orkos damals blind vertrauen, konnte die Früchte und Gemüse ungewaschen verzehren mitsamt Schale, gar kein Problem, im Gegenteil: Mangos, Avokados und Bananen mit Schale verzehrt sind sättigend und auch psychsich befriedigend, weil mam mit der GANZEN Frucht in Verbindung steht.
Ich will es kurz sagen: Orkos damals war Licht pur.
Und nun ein Sturz in die Gegenwart. Orkosprodukte heute sind im Vergleich zu früher nur eine graue Masse trauriger Pflanzenabfälle.
Aus schwerer Betroffenheit schreibe ich diesen Artikel, nachdem ich wieder, zum x-ten mal in Folge eine Avokadolieferung von Orkos bekam, die schlechter ist, als alles was Orkos sich je heraus genommen hat zu verkaufen. Und es sind nicht nur die Avokados. In den letzten Monaten waren es Pekannüsse, Cempedak, Papaya, Cherimoya, Mangos, Tomaten, Bananen, Oliven, ja eigentlich alles, was ich bestellte, war zum überwiegenden Teil von mangelhafter Qualität. Zu unreif, zu alt, krank wirkende Ware. Schlimm war vor allem das: Bestellte ich in einer Woche z.B. zwei Kilo Wild-Avocado, kam eine richtig gute Lieferung. Ich jubelte und bestellte voller Optimismus 8 kg für die Folgewoche. Das Resultat: ich kriegte überreife verpilzte Ware, bei der ich mehr als die Hälfte entsorgen musste. Müll für Geld. Wenn ich das hier schreibe, werde ich schon wieder wütend, merke ich. Oder traurig. Oder verzweifelt. Alles zusammen.
Immerhin erstattete mir Orkos bei Reklamationen den Warenwert. Aber mir geht es hier um etwas anderes: Um Sicherheit und Vertrauen bei der Rohkost, um geschonte Nerven, um Freude, um Lust aufs Durchhalten, um Einsparung von Fahrtkosten, weil man die Orkossachen in den Müll werfen muss, und stattdessen kreuz und quer herumfahren muss, von Bioladen zu Bioladen, weil jeder ein paar ander Sachen hat, die gut sind.
Und alle zusammen liegen sie immer noch Lichtjahre hinter dem Licht von damals.
Es tut weh, das schreiben zu müssen.
Guy Claude Burger sagte einmal, dass man mit Instincto die Mutter des gekochten Systems verliert und nach einer schmerzvollen Übergangszeit sich die Mutter aller Mütter, nämlich MUTTER NATUR, in einem neu installiert. Das stimmt absolut, bei mir war und ist es so, genau so. Und Orkos war die letzte Jahrzehnte für mich soetwas "wie das Tor zu Mutter Natur", ein ruhender Pol, ein Hort der Sicherheit. Seit einigen Monaten bricht das auseinander, und jetzt ist es für mich endgültig vorbei. Ich kann gar nicht sagen, was das für ein Gefühl ist. Und ich schreibe das hier, weil ich gern von den anderen Rohköstlern im Forum, die schon länger bei der Sache sind, wissen möchte, ob sie diesen Qualitäts-Niedergang, der vielleicht sogar überall stattfindet und keinen Anbieter und Versender auslässt, ebenso erleben.
Was sagt ihr?
Vielleicht liegt es aber auch an meinem Lebensort Schweiz. Gute Bioware ist hier praktisch nicht zu bekommen. Seit passion4fruit nicht mehr in die schweiz liefert, gibt es überhaupt keinen Versandhandel hier. Die Rohkost ist gegroundet, habe ich den Eindruck. Ein allegemeingültiges Phänomen: Der Begriff "Qualität" erfährt weltweit eine Inflation.
Heute, kurz vor dem Jahreswechsel, habe ich den Eindruck, nun beginnt tatsächlich das "dunkle Zeitalter", die Menschen tauschen Leben gegen Digitalität aus, und passend zu diesem Zeitgeist der Entfremdung wandert die Rohkost von der untersten Schublade der Bedeutung geradewegs in den Keller ausgedienter Erinnerungen.
Die Niedergang von Orkos erscheint mir als Symbol der Gegenwart.
Ich bedaure das zutiefst. Es ist für mich wie ein Rauswurf aus dem Paradies, in dem ich mich über Jahre heimlich wähnte.
Oder um mit James Tiptree jr., einer berühmten Autorin, zu sagen: "Ich erwachte und fand mich wieder an einem kalten Berghang"
Jens Hafner
(Autor von "Die Philosophie des Rohen")
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