Kurzsichtigkeit ist auf dem Vormarsch. Die Ursache meinen Wissenschaftler nun gefunden zu haben. Noch besser aber: Vielleicht kann man recht einfach vorbeugen.
Ein deutlicherer Effekt zeigte sich in einer Schule im Süden von Taiwan. Hier sollten die Schüler die gesamten 80 Minuten ihrer Pause im Freien verbringen und nicht mehr die Wahl zwischen drinnen und draußen haben. Ein Jahr später stellten die Ärzte bei 8 Prozent der Kinder die Sehschwäche fest, verglichen mit 18 Prozent der Kinder einer nahe gelegenen Schule ohne diese Maßnahme.
Aus epidemiologischen Studien schließt er, dass täglich etwa drei Stunden bei mindestens 10 000 Lux die Kurzsichtigkeit bei Kindern verhindern kann. Das entspricht etwa der Helligkeit an einem sonnigen Sommertag im Schatten unter einem Baum und mit Sonnenbrille. Ein trüber Tag bietet dagegen weniger Licht und ein Büro oder Klassenzimmer trotz Ausleuchtung normalerweise nicht mehr als 500 Lux. Drei oder mehr Stunden am Tag im Freien zu verbringen ist in Morgans Heimat Australien ganz normal und hier sind auch nur etwa 30 Prozent aller 17-Jährigen kurzsichtig. In vielen anderen Regionen der Welt, einschließlich den USA, Europa und Ostasien, verbringen Kinder aber nur eine oder zwei Stunden täglich im Freien.
Denselben Ratschlag gab schon der bekannte englische Augenchirurg Henry Edward Juler vor mehr als einem Jahrhundert. Im Jahr 1904 riet er in A Handbook of Ophthalmic Science and Practice: "wenn die Kurzsichtigkeit nicht wieder vergeht, sollte Luftveränderung – möglichst eine Reise ans Meer verschrieben werden". Wildsoet macht es noch einmal deutlich: "100 Jahre später kommen wir wieder auf genau das zurück, was die Leute früher ganz intuitiv gemacht haben."