Hallo Leute,
im Zusammenhang mit der Beantwortung eines anderen Beitrags bin ich mal wieder auf die Frage gestoßen, was Intimität ist. Viele verbinden damit ja eher sexuelle Handlungen ...
Aus meiner Sicht ist Intimität nicht auf bestimmte Beziehungen geschränkt - es ist vielmehr ein Zustand zwischen zwei Menschen, der geprägt ist von der Sichtweise "ich bin ok - du bist ok" (vgl. die Grundlagen der Tansaktionsanalyse). Ich zitiere hier mal aus dem gleichnamigen Buch:
Alles Liebe,
Ralph
im Zusammenhang mit der Beantwortung eines anderen Beitrags bin ich mal wieder auf die Frage gestoßen, was Intimität ist. Viele verbinden damit ja eher sexuelle Handlungen ...
Aus meiner Sicht ist Intimität nicht auf bestimmte Beziehungen geschränkt - es ist vielmehr ein Zustand zwischen zwei Menschen, der geprägt ist von der Sichtweise "ich bin ok - du bist ok" (vgl. die Grundlagen der Tansaktionsanalyse). Ich zitiere hier mal aus dem gleichnamigen Buch:
Intimität zwischen zwei Menschen kann unabhängig von den fünf anderen Möglichkeiten der Zeitstrukturierung bestehen: unabhängig und neben Rückzug, Zeitvertreib, Aktivitäten, Ritualen und Spielen. Sie beruht darauf, daß beide Menschen von der Grundanschauung ICH BIN O. K. - DU BIST O. K. getragen werden, Sie ruht im wörtlichen Sinne in einer annehmenden Liebe, wo Tarnung und defensive Zeitstrukturierung unnötig sind. Anteilgeben und Anteilnehmen sind eher spontane Äußerungen der Freude als Reaktionen auf gesellschaftlich programmierte Rituale. Intirnität ist eine spielfreie Beziehung, weil es darin keine verdeckten Ziele gibt. Intimität wird möglich in einer Situation, wo keine Furcht die Fülle der Wahrnehmung behindert, wo Schönheit getrennt von Nützlichkeit gesehen werden kann, wo Besitzgier durch die Realität des Besitzes unnötig wird.
Eine solche intime Beziehung wird vom Erwachsenen-Ich beider Personen gesteuert, das auch das natürliche Kindheits-Ich zu Wort kommen läßt. In diesem Zusammenhang muß man sich vorstellen, daß das Kindheits-Ich aus zweierlei Wesen besteht: dem natürlichen Kindheits-Ich (kreativ, spontan, neugierig, bewußt, furchtlos) und dem anpassungsfähigen Kinheits-Ich (angepaßt an die ursprünglichen zivilisierenden Forderungen des Eltern-Ichs). Durch die Emanzipation des Erwachsenen-Ichs kann das natürliche Kindheits-Ich noch einmal auftauchen. Das Erwachsenen-Ich kann die Forderungen des Eltern-Ichs als das erkennen, was sie sind - archaisch! Und alsbald darf das natürliche Kindheits-Ich wieder frei hervortreten, ohne Furcht vor dem frühen Zivilisierungsprozeß, der nicht nur sein aggressives antisoziales Verhalten ausgeschaltet, sondern auch seine Fröhlichkeit und Kreativität in Fesseln gelegt bat. Diese Wahrheit macht es frei - frei, um wieder bewußt zu sein, um wieder auf seine Weise zu hören, zu fühlen, zu sehen. Und so kann im Schenken von ein paar Wiesenblumen eher ein spontaner Ausdruck von Liebe und Freude liegen als im teuren Präsent, der berühmten Flasche Parfum zum gesellschaftlich wichtigen Hochzeitstag. Der vergessene Hochzeitstag ist keine Katastrophe für das Ehepaar, das in einer intimen Bindung lebt, häufig aber für jene, deren Beziehung nur auf dem Ritual beruht.
[...]
Tritt jedoch in der Beziehung zwischen zwei Menschen Unbehagen auf, sobald diese Formen von Zeitstrukturierung aufhören, dann besteht hier wenig Intimität. Manche Ehepaare verplanen ihre gesamte gemeinsame Zeit für hektische Aktivitäten. Aktivität selbst ist nicht destruktiv, es sei denn, der Drang zu dauerndem Geschäftigsein wird zum Zwang, sich möglichst wenig mit dem anderen zu beschäftigen.
Nun stellt sich die Frage: Wenn wir auf die fünf ersten Möglichkeiten der Zeitstrukturierung verzichten, haben wir dann automatisch Intimität, oder haben wir dann gar nichts? Es scheint keine einfache Definition für Intimität zu geben, doch es lassen sich die Bedingungen nennen, unter denen sie am besten gedeiht: keine Spiele, Emanzipation des Erwachsenen-Ichs und Festhalten an der Anschauung ICH BIN O. K. - DU BIST O. K. Durch das emanzipierte Erwachsenen-Ich können wir in das große Reich des Wissens über unser Universum und über uns selbst eindringen, können die Tiefen von Philosophie und Religion erforschen, können das Neue wahrnehmen ohne die Brechung durch das Alte, und vielleicht können wir mit der Zeit Antworten finden auf das große Rätsel: "Welchen Sinn hat das alles?"
Eine solche intime Beziehung wird vom Erwachsenen-Ich beider Personen gesteuert, das auch das natürliche Kindheits-Ich zu Wort kommen läßt. In diesem Zusammenhang muß man sich vorstellen, daß das Kindheits-Ich aus zweierlei Wesen besteht: dem natürlichen Kindheits-Ich (kreativ, spontan, neugierig, bewußt, furchtlos) und dem anpassungsfähigen Kinheits-Ich (angepaßt an die ursprünglichen zivilisierenden Forderungen des Eltern-Ichs). Durch die Emanzipation des Erwachsenen-Ichs kann das natürliche Kindheits-Ich noch einmal auftauchen. Das Erwachsenen-Ich kann die Forderungen des Eltern-Ichs als das erkennen, was sie sind - archaisch! Und alsbald darf das natürliche Kindheits-Ich wieder frei hervortreten, ohne Furcht vor dem frühen Zivilisierungsprozeß, der nicht nur sein aggressives antisoziales Verhalten ausgeschaltet, sondern auch seine Fröhlichkeit und Kreativität in Fesseln gelegt bat. Diese Wahrheit macht es frei - frei, um wieder bewußt zu sein, um wieder auf seine Weise zu hören, zu fühlen, zu sehen. Und so kann im Schenken von ein paar Wiesenblumen eher ein spontaner Ausdruck von Liebe und Freude liegen als im teuren Präsent, der berühmten Flasche Parfum zum gesellschaftlich wichtigen Hochzeitstag. Der vergessene Hochzeitstag ist keine Katastrophe für das Ehepaar, das in einer intimen Bindung lebt, häufig aber für jene, deren Beziehung nur auf dem Ritual beruht.
[...]
Tritt jedoch in der Beziehung zwischen zwei Menschen Unbehagen auf, sobald diese Formen von Zeitstrukturierung aufhören, dann besteht hier wenig Intimität. Manche Ehepaare verplanen ihre gesamte gemeinsame Zeit für hektische Aktivitäten. Aktivität selbst ist nicht destruktiv, es sei denn, der Drang zu dauerndem Geschäftigsein wird zum Zwang, sich möglichst wenig mit dem anderen zu beschäftigen.
Nun stellt sich die Frage: Wenn wir auf die fünf ersten Möglichkeiten der Zeitstrukturierung verzichten, haben wir dann automatisch Intimität, oder haben wir dann gar nichts? Es scheint keine einfache Definition für Intimität zu geben, doch es lassen sich die Bedingungen nennen, unter denen sie am besten gedeiht: keine Spiele, Emanzipation des Erwachsenen-Ichs und Festhalten an der Anschauung ICH BIN O. K. - DU BIST O. K. Durch das emanzipierte Erwachsenen-Ich können wir in das große Reich des Wissens über unser Universum und über uns selbst eindringen, können die Tiefen von Philosophie und Religion erforschen, können das Neue wahrnehmen ohne die Brechung durch das Alte, und vielleicht können wir mit der Zeit Antworten finden auf das große Rätsel: "Welchen Sinn hat das alles?"
Ralph
Kommentar